ITB-Trendradar

Die ITB Berlin 2025 brachte die wichtigsten Akteure der Tourismusbranche zusammen, um über die neuesten Entwicklungen und Trends zu diskutieren. Über 400 Speaker, 200 Sessions und 24.000 Kongressteilnehmer folgten auf 4 Kongressbühnen den spannenden Themen. Besonders im Fokus standen künstliche Intelligenz (KI), Automatisierung, digitale Transformation, Nachhaltigkeit und Destinationsmanagement. Hier sind die spannendsten Erkenntnisse:

KI revolutioniert die Reiseplanung

• 40 % der Menschen nutzen bereits KI-Tools zur Reiseplanung, in China sind es sogar 79 %.
• Schlüsselthemen von Gen AI in der Reiseindustrie:
  – Generierung und Optimierung von Inhalten, Kommunikationserlebnisse erschaffen und Automatisierung und Verbesserung von Prozessen.
  – Rich Content wie Bilder, Videos, Bewertungen und Details zu Annehmlichkeiten auf Webseiten einbinden, um in umfassenderen Suchanfragen besser gefunden zu werden.
  – Strukturierte Daten-Markups verwenden, um die Preisgenauigkeit zu verbessern und von Google besser bewertet zu werden.
  – KI dringt in alle Phasen der Customer Journey ein, von der Inspiration über die Planung bis hin zur Buchung und dem Aufenthalt am Zielort. Dies stellt eine Verschiebung gegenüber traditionellen Informationsquellen wie sozialen Medien und Reiseblogs dar.
  – „Enable the content for AI“ oder auch „LLM-ready“: Inhalte für KI-Lösungen vorbereiten, indem relevante, genaue und aktuelle Inhalte bereitgestellt werden, die die Absicht der Nutzer widerspiegeln. Reiseinhalte müssen „LLM-ready“ sein, um in KI-gestützten Suchprozessen optimal auffindbar zu sein.
• Microsoft prognostiziert ein Wachstum von 14 % pro Jahr bei der KI-Nutzung in der Reisebranche, die Investitionen in autonome Agenten steigen um 45 % jährlich.
• Sprach- und Bildsuche nehmen rasant zu: Google verzeichnet monatlich 20 Milliarden Google Lens-Suchanfragen, ein Viertel davon mit kommerziellem Interesse.

Destinationsmarketing: KI und Daten sind der Schlüssel

• Big-Data-Analysen und KI-Agenten revolutionieren das Tourismusmarketing, indem sie personalisierte Services und maßgeschneiderte Erlebnisse ermöglichen. Die Bodenseeregion analysierte 1,5 Millionen Instagram-Posts, um Bewegungsmuster von Touristen zu verstehen.
• KI-Agenten stellen die nächste Entwicklungsstufe nach Large Language Models (LLM) wie z.B. ChatGPT dar. Anstatt LLMs direkt zu nutzen, verwenden KI-Agenten diese im Hintergrund, um intelligentere Services zu entwickeln. KI-Agenten können maßgeschneiderte Services für Touristen entwickeln, indem sie LLMs speziell auf die Bedürfnisse der Destination zuschneiden. KI-Agenten nutzen Echtzeitinformationen (z.B. Flugdaten), um personalisierte Vorschläge zu geben.
  KI-Agenten können für verschiedene Zwecke eingesetzt werden:
  – Für Mitarbeiter in Destinationen: Unterstützung bei der Produkt- und Servicegestaltung oder bei der Erstellung von Marketinginhalten.
  – Für Touristen: Virtuelle Reiseassistenten oder Empfehlungssysteme.
• KI-basierte virtuelle Assistenten und Chatbots unterstützen Reisende mit individuellen Empfehlungen.
• Datenräume wie Gaia-X sind ein weiterer Ansatz für den Datenaustausch.
• Da Kunden möglicherweise LLMs anstelle von Suchmaschinen verwenden, ist KI-Optimierung anstelle von Suchmaschinenoptimierung erforderlich. Daten müssen in einem KI-freundlichen Format bereitgestellt werden, damit LLMs die Destination bei der Informationsbeschaffung berücksichtigen.

Smart Visitor Flow: KI gegen Overtourism

• Intelligente Besucherlenkung hilft, überfüllte Hotspots zu entlasten.
• Pragser Wildsee setzt auf Online-Registrierung und Zufahrtskontrollen, um die Besucherzahlen zu regulieren.
• Knowledge Graphs und Echtzeitdaten ermöglichen eine bessere Steuerung und Personalisierung von Reiseerlebnissen. Der Knowledge Graph ermöglicht die semantische Verknüpfung von Inhalten. Das bedeutet, dass jede Information (z.B. ein Wanderweg, ein Restaurant, eine Sehenswürdigkeit) nicht isoliert betrachtet wird, sondern in Beziehung zu anderen Informationen steht. Auf Basis der im Knowledge Graph gespeicherten Daten (z.B. Wettervorhersagen, Besucherzahlen, Parkplatzbelegung) kann das System Vorhersagen treffen. So kann beispielsweise vorhergesagt werden, wie voll ein bestimmter Wanderweg an einem bestimmten Tag sein wird, und den Touristen alternative Routen vorgeschlagen werden. KI-Systeme analysieren das Verhalten und die Präferenzen der Nutzer, um personalisierte Routen, Reisepläne und POIs vorzuschlagen. Diese Empfehlungen können sich je nach Saison und Wetter ändern.

Best Practices aus der Branche

• Lufthansa: 56 % der Reisenden nutzen bereits generative KI für die Flugsuche, KI-generierte Newsletter erzielten bessere Ergebnisse als von Menschen geschriebene.
• TUI: Über 1.500 KI-Assistenten unterstützen Mitarbeitende, KI-Chatbots erleichtern die Buchung von Aktivitäten via WhatsApp. Der „TUI Agent Assist“ unterstützt Reisebüro- und Contact Center-Mitarbeiter, indem er Lösungen in Echtzeit bereitstellt und so die Bearbeitungszeiten reduziert.
• Skyscanner: 51 % der Nutzer haben noch keine feste Reisedestination – ein riesiges Potenzial für gezieltes Destinationsmarketing. 47% der Reisenden sind zuversichtlich, KI zur Planung und Buchung von Reisen zu nutzen. Die Nachfrage nach Reisen bleibt robust, die Buchungszeiträume haben sich stabilisiert, und erlebnisorientiertes Reisen nimmt zu. Reisende ziehen weniger touristische Destinationen in Betracht, was Möglichkeiten für gezielte Inhalte und Marketingkampagnen bietet. Der Reiseforschungsbericht von Skyscanner basiert auf einer Umfrage unter 19.000 Reisenden in globalen Märkten. Hier abrufbar: Skyscanner Horizons Spring Travel Outlook 2025

Die Zukunft: KI, AR und immersive Erlebnisse

• Singapur will die erste AR-Stadt der Welt werden – in Partnerschaft mit Google entstehen neue digitale Reiseerlebnisse.
• Augmented Reality soll Reisenden Übersetzungen in Echtzeit bieten und das Entdecken von Städten vereinfachen.
• AR und KI sollen hyperpersonalisierte Erlebnisse schaffen, z.B. durch Übersetzungen via AR-Brillen. Es ist wichtig, Inhalte für AR zu entwickeln, auch wenn die Hardware noch nicht optimal ist.

Mega-Events als Gamechanger für Destinationen

• Großveranstaltungen wie Olympische Spiele oder Musikfestivals beeinflussen das Image, die Infrastruktur und die Wirtschaft einer Region langfristig.
• Nachhaltigkeit und die Einbindung der lokalen Bevölkerung sind entscheidend für den Erfolg.
• Auch kleinere Events können eine Destination aufwerten – 49 % der Reisenden planen, 2025 eine Sportveranstaltung zu besuchen.

Die ITB Berlin 2025 zeigt: Künstliche Intelligenz und datengetriebene Innovationen sind die treibenden Kräfte im Tourismus. Destinationen und Unternehmen, die frühzeitig auf diese Technologien setzen, können das Reiseerlebnis nachhaltig verbessern und sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil sichern.

📌 Alle Vorträge der ITB Berlin Convention 2025 sind hier abrufbar:
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