Kommentar: Wochen der Wahrheit und eine Mut-Injektion
Leo Bauernberger, Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus GmbH, über die aktuelle Lage im Tourismus.
In meinem >> Statement der Vorwoche bin ich bereits auf die dringende Notwendigkeit eingegangen, die Infektionszahlen zu drücken und damit die Basis zu schaffen für eine den Umständen entsprechend erfolgreiche Wintersaison.
Die Dringlichkeit dieser Einschätzung verstärkte vor wenigen Tagen ein Vortrag von Martin Kocher, Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS), den ich im Rahmen des Expertenbeirats des Plan T – Masterplan für Tourismus unter der Leitung von Bundesministerin Elisabeth Köstinger (selbstverständlich per Videokonferenz) verfolgen durfte.
Die wichtigsten Erkenntnisse sollten uns die Augen öffnen:
- Wir befinden uns derzeit in der tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg
- Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) entwickelt sich im „Corona-Jahr“ 2020 parallel zur epidemiologischen Kurve. So folgte einem Einbruch rund um den ersten Lockdown im Frühjahr eine Erholung im Sommer, die nicht einmal die Experten des IHS in dieser Form erwartet hatten. Andererseits: Die Einschätzungen für den Herbst waren wiederum erheblich besser, als es dann die Realität von erneut stark steigenden Infektionszahlen zugelassen hat.
- Der Einbruch der Wirtschaftsleistung erfolgt also nicht aufgrund von wirtschaftlicher Schwäche oder anderer wirtschaftlicher Faktoren, sondern ist ausgelöst durch eine Angebotskrise aufgrund von staatlich verordneten Schließungen.
- Aus dieser Angebotskrise wird in weiterer Folge leider auch eine Nachfragekrise, die derzeit natürlich auch durch die eingeschränkte Mobilität in wichtigen Märkten verstärkt wird.
- Positiv ist abschließend zu erwähnen, dass gerade der vergangene Sommer gezeigt hat, wie schnell es auch wieder in die andere Richtung gehen kann: So lagen die Tourismus-Umsätze durch inländische Gäste bereits ab Mitte Juni und noch bis Anfang Oktober teilweise weit über dem Vorjahres-Niveau. So konnten auch schmerzhafte Ausfälle von internationalen Gästen (abgesehen vom Städtetourismus, der in noch größerem Ausmaß davon abhängig ist) zu einem guten Teil wettgemacht werden.
Den Kreislauf auf eigene Faust durchbrechen
Nicht zuletzt der letzte Punkt macht deutlich, dass unser touristisches Angebot auch in Krisenzeiten – natürlich unter der Voraussetzung von Reisefreiheit in wichtigen Nahmärkten – wettbewerbsfähig ist. Wir können darauf vertrauen, dass wir als Destination die besten Voraussetzungen haben, als sicheres und attraktives Urlaubsland wahrgenommen zu werden.
Dazu gilt es aber umso mehr, diesen zweifellos schwierigen Kreislauf, den ich oben skizziert habe und in dem wir uns aktuell befinden, schnellstmöglich zu durchbrechen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir das auf eigene Faust schaffen können. Allerdings, das sieht auch Martin Kocher vom IHS so, führt uns nur ein einziger Weg zum Ziel:
Wir müssen die Kurve schnellstmöglich drücken. Ich gehe sogar so weit zu sagen: Wir müssen sie in Österreich noch tiefer drücken als in unseren wichtigsten Herkunftsmärkten.
Nur dann können wir unseren Gästen die nötige Sicherheit vermitteln, nach der sie in diesem Winter suchen. Dann ist eine Wintersaison möglich. Ja vielleicht sogar eine Wintersaison, die uns so positiv überrascht wie der vergangene Sommer.
So sehr es uns allen also Entbehrungen abringt und so verständlich auch eine gewisse Müdigkeit im Umgang mit dieser Pandemie ist: Wir müssen uns jetzt mit voller Ernsthaftigkeit und alle gemeinsam darum bemühen, dieses Ziel zu erreichen.
Eine Mut-Injektion vor entscheidenden Wochen
Wer in den vergangenen Tagen die Nachrichten verfolgt hat, dem ist bestimmt diese eine, wirklich positive Nachricht nicht entgangen: >> Es gibt aller Voraussicht nach schon in wenigen Monaten einen Impfstoff gegen Covid-19, der in den bisherigen Studien hervorragende Ergebnisse erzielt hat.
Bis dahin gibt es aber noch ein paar Hürden zu überwinden. Die kommenden Wochen sind entscheidend. Bewältigen wir sie mit Mut und Zuversicht, wie es uns in Österreich und im SalzburgerLand immer ausgezeichnet hat.