KI und Social Media: Wie Menschen ihren Urlaub finden 

Mit dem sprichwörtlichen ersten Schritt beginnt eine Reise längst nicht mehr. Davor kommen Google, künstliche Intelligenz (KI), Social Media. Wir haben mit Momo Feichtinger über neueste Entwicklungen in der Online-Suche gesprochen. Und darüber, wie Menschen sich ihren Urlaub heute sowie in Zukunft aussuchen.

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Text-Roboter wie ChatGPT oder die Alternative dazu, Perplexity, sind recht einfach zu bedienen. Was macht künstliche Intelligenz mit dem Online-Suchverhalten? 

Momo Feichtinger: Wer recherchiert, sucht seit Langem nicht mehr die Wahrheit, indem sie oder er mehrere Artikel liest und prüft, welcher Quelle am meisten zu vertrauen ist. Stattdessen bekommen KI-basierte Systeme eine Frage, in deren Antwort sie eine, maximal drei Perspektiven einbauen, solange man nicht explizit mehrere Quellen fordert. Das bedeutet, dass Userinnen und User wenig komplexe Antworten akzeptieren und davon ausgehen, dass sie der Wahrheit entsprechen.  

Doch wir wissen, dass ChatGPT oft sehr selbstbewusst Falsches ausspuckt und gelegentlich halluziniert. Deshalb ist Perplexity für Suchen besser geeignet, es arbeitet mit vielen echten Quellen. 

Was das für den Tourismus bedeutet? Immer mehr Regionen bieten eigene Suchfunktionen auf ihren Webseiten an, in deren Hintergrund KI steht. Wenn ich frage, wo die schönsten Seen im SalzburgerLand zu finden sind, bekomme ich zehn tolle Bilder samt Quellen. Das bedeutet, dass „Mikro-Suchmaschinen“ für Tourismusgebiete groß und noch wichtiger werden. 

© Maximilian Wagner

Bisher haben wir beim Texten viel Wert auf Suchmaschinenoptimierung gelegt. Und nun? 

Momo Feichtinger: Derzeit funktionieren Maschinen wie Perplexity so, dass sie bei Fragen die Top-10-Ergebnisse zusammenfassen. Suchmaschinenoptimierung wird noch eine ganze Zeitlang wichtig sein. Keywords, also Schlüsselwörter, werden in den Hintergrund treten. Die KI von Google wird deshalb stark sein, weil sie auf der Semantik und auf das Verständnis von Sprache aufbaut.  

Suchmaschinen der Zukunft werden Themen semantisch verstehen und bewerten können und mehr damit arbeiten als mit Backlinks oder der Dichte an Schlüsselwörtern. 

TikTok oder Pinterest laufen klassischen Suchmaschinen wie Google gerade ordentlich den Rang ab. Was bedeutet das für Touristiker*innen? 

Momo Feichtinger: Ich bin überzeugt, dass jedes Tourismus-Unternehmen lernen darf, sich auch als Medienunternehmen zu verstehen. Der richtige Content auf den richtigen Plattformen wird immer relevanter. Leute lesen beispielsweise seltener Reiseblogs; sie wollen unterhalten werden. 

Während Google und Perplexity Ergebnisse auflisten, tickt Social Media ganz anders. Es unterhält. Ein schlauer Weg für Regionen und Standorte scheint also die Kombination von Wissen und Unterhaltung, sogenanntes Edutainment, zu sein.  

Momo Feichtinger ist KI-Tools-Trainer und Future Lab Researcher. Der Bildungsforscher ist Lektor an der Fachhochschule Salzburg, hat den KI-Stammtisch mitgegründet und arbeitet als KI-Spezialist für die Unternehmensberatung Persolista in Eugendorf. 


25. Februar 2024

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